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Die ver­netz­te Kun­den­per­spek­ti­ve in der Wertschöpfung

Öko­sys­te­me

In unse­rer zuneh­mend digi­ta­li­sier­ten Geschäfts­welt ent­wi­ckeln sich neue Mög­lich­kei­ten zur Zusam­men­ar­beit ent­lang der Wert­schöp­fungs­ket­te. Die­ser ver­netz­te Ansatz bie­tet das Poten­zi­al, unser Ver­ständ­nis von Geschäfts­mo­del­len und damit der Wert­schöp­fung mar­kant wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und ent­spre­chend zu ver­än­dern. Die tra­di­tio­nel­le, trans­ak­tio­na­le Geschäfts­pra­xis ver­wan­delt sich in ein abge­stimm­tes Zusam­men­spiel aus stra­te­gi­schen Part­ner­schaf­ten und Wert­schöp­fungs­pro­zes­sen, die weit über die her­kömm­li­chen Dienst­leis­tun­gen eines Unter­neh­mens hinausgeht.

Die­se ver­netz­te Form der Wert­schöp­fung wird als «geschäfts­ge­trie­be­nes Öko­sys­tem» oder «Busi­ness-Öko­sys­tem» bezeich­net. Sie umfas­sen deut­lich mehr als nur Kol­la­bo­ra­tio­nen – sie sind sym­bio­ti­sche Bezie­hun­gen, die Unter­neh­men mit­ein­an­der ver­net­zen, um gemein­sa­me Zie­le zu ver­fol­gen und so den Kun­den einen Mehr­wert zu lie­fern. In die­ser neu­en Wirt­schafts­land­schaft wer­den Unter­neh­men zum Bestand­teil eines grös­se­ren Gan­zen, wo die gegen­sei­ti­ge Abhän­gig­keit und die koope­ra­ti­ve Inter­ak­ti­on den Schlüssel zum Erfolg im Kun­den­ge­schäft bilden.

 

Geschäfts­ge­trie­be­ne Öko­sys­te­me stär­ken die Kundenbindung

Geschäfts­ge­trie­be­ne Öko­sys­te­me bedie­nen sich betriebs­wirt­schaft­li­cher Kon­zep­te wie stra­te­gi­scher Alli­an­zen, Part­ner­schaf­ten, Betei­li­gun­gen, Lead-Manage­ment und Daten­aus­tausch. Die Digi­ta­li­sie­rung mit ent­spre­chen­den Pro­zes­sen und Tech­no­lo­gien bie­tet nun neue Mög­lich­kei­ten. Im Kern han­delt es sich bei geschäfts­ge­trie­be­nen Öko­sys­te­men um Netz­wer­ke von Unter­neh­men und Akteu­ren, die den Kun­den einen umfas­sen­de­ren Ser­vice «aus einer Hand» bie­ten wol­len. Durch die Inte­gra­ti­on in ein Öko­sys­tem soll auch eine Ren­di­te durch die Mone­ta­ri­sie­rung erzielt wer­den. So bie­tet ein Öko­sys­tem das Poten­zi­al für einen Para­dig­ma- Wech­sel im Geschäfts­mo­dell von einem ver­ti­ka­len Unter­neh­men zu einem ver­netz­ten Mehr­wert­dienst­leis­ter. Denn ein Öko­sys­tem ermög­licht es, eine höhe­re bzw. stär­ke­re Kun­den­bin­dung zu erzie­len, da die Kun­den umfas­sen­de­re Dienst­leis­tun­gen bezie­hen und bezüglich Ser­vice auch brei­ter bedient wer­den kön­nen. Damit die­se Stär­kung der Kun­den­bin­dung gelingt, muss der Ser­vice digi­tal wie ana­log kun­den­ori­en­tiert und zuver­läs­sig funk­tio­nie­ren. So wird das Ver­trau­en in das Öko­sys­tem auf- und aus­ge­baut. Stra­te­gi­sche Aspek­te sind die Aus­ge­stal­tung der Kun­den­schnitt­stel­le und die Dis­kus­si­on zur Nut­zung einer Mar­ke für ein Öko­sys­tem. Die Kun­den­schnitt­stel­le soll­te von im Markt eta­blier­ten Unter­neh­men übernommen wer­den. Denn der Auf­wand, ein neu­es Unter­neh­men bzw. eine neue Mar­ke bei den Kun­den «Top of Mind» zu posi­tio­nie­ren ist hoch. Zudem ist der Bedarf nach umfas­sen­den Dienst­leis­tun­gen aus einer Hand nicht auto­ma­tisch gege­ben. Des­halb müssen das Ange­bot und der Ser­vice überzeugend sein – nur so spie­len die Kun­den im Öko­sys­tem mit.

Vier Kern­kon­zep­te sind für die Ent­wick­lung von Öko­sys­te­men relevant

Geschäft­li­che Öko­sys­te­me basie­ren auf vier Kern­kon­zep­ten, die unter­ein­an­der Abhän­gig­kei­ten auf­wei­sen – die Kon­zep­te defi­nie­ren die Ver­net­zung, die Zusam­men­ar­beit, die Res­sour­cen­tei­lung sowie die Wertschöpfung.

DLT-Systeme

Tabel­le 1: Vier Kern­kon­zep­te eines geschäft­li­chen Ökosystems

Die Ver­net­zung ist stra­te­gisch, pro­zes­su­al und tech­nisch zu gestal­ten. Sie ist das zen­tra­le Kon­zept in geschäfts­ge­trie­be­nen Öko­sys­te­men – ver­gleich­bar mit dem Ner­ven­sys­tem. Es geht um die Schaf­fung von star­ken Bezie­hun­gen zwi­schen den betei­lig­ten Unter­neh­men und Akteu­ren in einem eng­ma­schi­gen Netz­werk. Die Part­ner kom­mu­ni­zie­ren mit­ein­an­der auf unter­schied­li­chen Ebe­nen, tau­schen Daten und Infor­ma­tio­nen aus, um so für ihre Kun­den umfas­sen­de Lösun­gen bereit­zu­stel­len. Die Ver­net­zung stellt in Öko­sys­te­men einen kri­ti­schen Erfolgs­fak­tor dar. Mit der Ver­net­zung wer­den Pro­zes­se durch­ge­hend gestal­tet, damit der Kun­de einen Mehr­wert durch das Öko­sys­tem erhält. Der Daten­aus­tausch und die Schnitt­stel­len müssen für die effi­zi­en­te Zusam­men­ar­beit defi­niert wer­den. Ein Unter­neh­men hat so auch die Mög­lich­keit, im Öko­sys­tem neue Märk­te anzu­ge­hen und das Kun­den­port­fo­lio zu erweitern.

Die Zusam­men­ar­beit baut auf der Ver­net­zung auf, ist aus Sicht des Kun­den aber deut­lich wich­ti­ger. Hier­bei han­delt es sich um die akti­ve Betei­li­gung der Part­ner bzw. Unter­neh­men im Öko­sys­tem, um gemein­sa­me Zie­le zu errei­chen. Auf­grund der sich ergän­zen­den Kom­pe­ten­zen im Öko­sys­tem kön­nen umfas­sen­de­re Leis­tun­gen für Kun­den rea­li­siert wer­den. In einem geschäft­li­chen Öko­sys­tem ist die Zusam­men­ar­beit von enor­mer Trag­wei­te. Des­halb muss die Zusam­men­ar­beit auch auf per­sön­li­cher Ebe­ne funk­tio­nie­ren. Nur so kön­nen Fähig­kei­ten gebündelt und Syn­er­gie­ef­fek­te für neue Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen erzielt wer­den – die Kun­den pro­fi­tie­ren von umfas­sen­de­ren Lösungen.

Ein wei­te­rer Bau­stein von Öko­sys­te­men ist die Res­sour­cen­tei­lung. Die Unter­neh­men inner­halb des Öko­sys­tems tei­len ihre Res­sour­cen, sei es Tech­no­lo­gie, Per­so­nal, Infra­struk­tur oder Kapi­tal. Die­se Res­sour­cen­tei­lung kann in ver­schie­de­nen For­men auf­tre­ten, dazu gehö­ren u. a. der Aus­tausch von Per­so­nal, die gemein­sa­me Rea­li­sie­rung von Pro­jek­ten sowie gemein­sa­me Ent­wick­lun­gen und Inves­ti­tio­nen mit tie­fe­ren Risi­ken. Durch die gemein­sa­me Nut­zung von Res­sour­cen kön­nen Unter­neh­men auf eine brei­te­re Palet­te von Fähig­kei­ten, Infra­struk­tur usw. zugrei­fen, was es ihnen ermög­licht, fle­xi­bler auf die Anfor­de­run­gen des Mark­tes zu reagieren.

Das vier­te und letz­te Kern­kon­zept von geschäft­li­chen Öko­sys­te­men ist die Fähig­keit der kom­bi­nier­ten Wert­schöp­fung. Damit ist die Fähig­keit gemeint, die ein­zel­ne Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen zu Lösun­gen kom­bi­niert. Die­ser Nut­zen kann auf unter­schied­li­che Wei­sen rea­li­siert wer­den, sei es bei­spiels­wei­se durch eine neu­ar­ti­ge Her­an­ge­hens­wei­se, mass­ge­schnei­der­te An- gebo­te im Omni­ka­nal-Ver­trieb, einem überzeugenden Kun­den­er­leb­nis. Indem die Anbie­ter in einem Öko­sys­tem Res­sour­cen und Kom­pe­ten­zen mit­ein­an­der verknüpfen kön­nen, sind sie in der Lage, die Bedürfnisse der Kun­den umfas­sen­der zu erfüllen. Dies ver­schafft den Unter­neh­men in einem Öko­sys­tem Wett­be­werbs­vor­tei­le, die­se müssen sie über ihre Mit­ar­bei­ten­den aber auch im Markt posi­tio­nie­ren. Die Inte­gra­ti­on in ein Öko­sys­tem erfor­dert somit auch erheb­li­che Ver­än­de­run­gen bzw. Aus­bil­dun­gen für die betei­lig­ten Mit­ar­bei­ten­den – sei­en dies etwa Kundenberater/innen oder Kun­den­ser­vice- Mitarbeiter/innen.

Durch die Zusam­men­ar­beit im Öko­sys­tem wird ein typi­scher «Lock-in-Effekt» kre­iert. Die Kun­den sind dadurch stär­ker gebun­den, da ein Wech­sel oft mit erheb­li­chen Auf­wän­den und Kos­ten ver­bun­den ist. Dies führt dazu, dass es für Kun­den trif­ti­ge Gründe braucht, damit sie zu ande­ren Anbie­tern wechseln.

Unter­schied­li­che Rol­len und Auf­ga­ben in Ökosystemen

Wie der Begriff «Öko­sys­tem» schon ver­rät, ist die Mit­wir­kung von ver­schie­dens­ten Akteu­ren ent­schei­dend, um die Kom­bi­na­ti­on von Pro­duk­ten zu Lösun­gen als Wert­schöp­fung sicher­zu­stel­len. In der Pra­xis las­sen sich die Akteu­re, die für die Ent­wick­lung, den Betrieb und die Attrak­ti­vi­tät von Öko­sys­te­men eine mass­ge­ben­de Rol­le spie­len, in fünf Rol­len unterteilen:

  • Plattformeigentümer
  • Tech­no­lo­gie­an­bie­ter
  • Orchestra­tor
  • Anbieter/Produzent
  • Kon­su­men­ten
Portrait von Stefan Lenz

«Mit Öko­sys­te­men brin­gen wir kom­ple­men­tä­re Unter­neh­men zusam­men, um Mehr­wert und Ein­fach­heit von vertrauenswürdigen Part­nern zu bie­ten. Dadurch ent­steht ein ‹Lock-in-Effekt› – die Kun­den­bin­dung steigt.»

Ste­fan Lenz, Enga­gier­ter Unter­neh­mer, Pro­jekt­pro­fi und Milizsystem-Verfechter

Der Plattformeigentümer ist für die Aus­ge­stal­tung des Öko­sys­tems (Märk­te, Ziel­grup­pen, Leis­tungs­an­ge­bo­te, Part­ner usw.) zustän­dig. Der Plattformeigentümer defi­niert den gemein­sa­men Rah­men, in dem die Akteu­re im Öko­sys­tem zusam­men­ar­bei­ten. Dies umfasst bei­spiels­wei­se die Gover­nan­ce und die «Spiel­re­geln» (z. B. Anreiz­sys­te­me), die tech­ni­schen Kon­zep­te, die Kos­ten- und Ertrags­auf­tei­lung bzw. die Monetarisierung.

Die Tech­no­lo­gie­an­bie­ter stel­len sta­bi­le und inno­va­ti­ve Tech­no­lo­gien zur Unterstützung der Pro­zes­se bereit, die von den Anbie­tern von Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen genutzt wer­den. Sie bie­ten somit die tech­no­lo­gi­sche Grund­la­ge, die das Öko­sys­tem antreibt und den siche­ren Daten- und Infor­ma­ti­ons­aus­tausch ermög­licht. Dabei han­delt es sich um Soft­ware, Ver­fah­ren, daten­ba­sier­te Lösun­gen oder auch Hardware.

Der Orchestra­tor spielt die Rol­le eines Diri­gen­ten im viel­fäl­ti­gen Ensem­ble eines Öko­sys­tems. Sei­ne Haupt­auf­ga­be besteht dar­in, sicher­zu­stel­len, dass sich die betei­lig­ten Anbie­ter und Kon­su­men­ten gemäss den ver­ein­bar­ten Vor­ga­ben und Leit­plan­ken des Plattformeigentümers ver­hal­ten. Dies umfasst die Abwick­lung, Über­wa­chung oder Rückabwicklung von Trans­ak­tio­nen, die Imple­men­tie­rung von Regeln und Stan­dards sowie die För­de­rung von Inter­ak­tio­nen und Daten­aus­tausch zwi­schen den Akteu­ren. Ein Orchestra­tor ist dar­auf bedacht, die Bedürfnisse der Kun­den auf stra­te­gi­scher Ebe­ne zu erken­nen und die pas­sen­den Anbie­ter in das Öko­sys­tem ein­zu­bin­den. Auf die­se Wei­se ermög­licht er eine kon­sis­ten­te Umset­zung des Werteversprechens.

Die Anbieter/Produzenten sind Unter­neh­men, die über die Platt­form Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen anbie­ten oder zu Lösun­gen kom­bi­nie­ren. Ein Öko­sys­tem kann auch als Mul­ti­pli­ka­tor die­nen, um Pro­duk­te einem brei­te­ren Publi­kum zugäng­lich zu machen und neue Geschäfts­mög­lich­kei­ten zu erschlies­sen. Anbieter/Produzenten sind haupt­säch­lich in Pro­zes­se mit ande­ren Akteu­ren invol­viert und müssen dar­auf ach­ten dass sie die Vor­ga­ben und Regeln ein­hal­ten – der Orchestra­tor rich­tet ein wach­sa­mes Auge dar­auf. Die Ver­rech­nung von Kos­ten und Erträ­gen basiert auf dem Mone­ta­ri­sie­rungs­kon­zept, das vom Plattformeigentümer in den zen­tra­len Eck­wer­ten vor­ge­ge­ben wird.

Die Kon­su­men­ten sind die Nut­zer oder Kun­den im Öko­sys­tem, wel­che die Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen nut­zen. Sie kön­nen sich auch aktiv in die Gestal­tung bzw. Wei­ter­ent­wick­lung des Ange­bots ein­brin­gen. Dies durch Rückmeldungen zu getä­tig­ten Geschäf­ten, verfügbaren Infor­ma­tio­nen, Rezen­sio­nen, Nut­zer­er­fah­run­gen oder Unterstützungsleistungen. So kön­nen erfah­re­ne Nut­zer bei­spiels­wei­se auch als Sup­port­er ein­ge­bun­den wer­den. Für posi­tiv bewer­te­te Unterstützungsleistungen wer­den die Nut­zer bei­spiels­wei­se mit Rabat­ten entschädigt.

Die­se Rol­len und die dazu­ge­hö­ren­den Akteu­re bil­den gemein­sam das «Uhr­werk» eines Öko­sys­tems, das zusam­men­ar­bei­tet und so zur qua­li­ta­ti­ven bzw. quan­ti­ta­ti­ven Wert­schöp­fung bei­trägt. Jede Rol­le nimmt eine spe­zi­fi­sche Funk­ti­on wahr und trägt so zur Bekannt­heit, Sta­bi­li­tät, Sicher­heit, Effi­zi­enz, Trans­pa­renz, zum Ver­trau­en und zur Wirt­schaft­lich­keit des Öko­sys­tems bei.

Pra­xis­bei­spiel: Öko­sys­tem für Wohnen

Betrach­ten wir ein Öko­sys­tem, das sich auf die Kundenbedürfnisse zu «Woh­nen» kon­zen­triert, etwas näher. Die­ses Öko­sys­tem will die unter­schied­li­chen Bedürfnisse von Mie­tern und Eigentümern aber auch Immo­bi­li­en­be­sit­zern und Bewirt­schaf­tern und Mak­lern erfüllen. Der Kern des Öko­sys­tems stellt also das «Dach über dem Kopf» dar, das man ent­we­der mie­tet, kauft, besitzt und dann saniert bzw. reno­viert – und im täg­li­chen Bedarf natürlich benutzt. Die zen­tra­len Ele­men­te die­ser Platt­form sind die Immo­bi­li­en und die Nut­zer der Immo­bi­li­en (Mie­ter, Käu­fer, Eigentümer). Auf Basis einer stra­te­gi­schen Part­ner­schaft von meh­re­ren Immo­bi­li­en- Unter­neh­men wird das Öko­sys­tem auf­ge­baut. Sie übernehmen die Rol­le des Plattformeigentümers. Um den ope­ra­ti­ven Betrieb durch eine gemein­sa­me Fir­ma sicher­zu­stel­len, wird ein neu­es Unter­neh­men gegründet, das die Rol­le des Orchestra­tors übernimmt. Ent­lang dem Lebens- und Nut­zungs­zy­klus von Immo­bi­li­en wer­den nun Part­ner für das Öko­sys­tem akkre­di­tiert, wel­che Bedürfnisse der Kun­den erfüllen kön­nen. Die Akkre­di­tie­rung ist ein wich­ti­ger Pro­zess, der vom Orchestra­tor übernommen wird. Dabei wer­den Part­ner bezüglich «Stra­te­gie-Fit», Leis­tungs­an­ge­bot, Tech­no­lo­gie und Mone­ta­ri­sie­rung überprüft. Sind die Ergeb­nis­se nach der Überprüfung für bei­de überzeugend, inte­griert sich der Part­ner auf der Platt­form, dies auf Basis der Vor­ga­ben des Technologieanbieters.

Geschäftsmodell-Übersicht für ein Ökosystem

Abbil­dung 1: Geschäfts­mo­dell-Über­sicht für ein Öko­sys­tem zum The­ma «Woh­nen» von Immo­bi­li­en- Unternehmen.

Die Immo­bi­li­en wer­den von den Plattformeigentümern oder von Part­nern bereit­ge­stellt, sei­en dies Miet- oder Kauf­ob­jek­te. Ein zen­tra­ler Part­ner im Öko­sys­tem ist somit der Markt­platz, hier suchen und fin­den die Nut­zer ihr Haus oder ihre Woh­nung. Der Immo­bi­li­en-Bewirt­schaf­ter sowie Finanz­dienst­leis­ter spie­len auf der Platt­form eben­falls eine wich­ti­ge Rol­le. Sie kön­nen beim Anspa­ren von Kapi­tal, der Finan­zie­rung und Ver­si­che­rung und in der Nut­zung der Immo­bi­lie ent­spre­chen­de Ange­bo­te machen. Die Mie­ter und Käu­fer von Immo­bi­li­en, die in der Rol­le der Kon­su­men­ten agie­ren, nut­zen die Platt­form, um Infor­ma­tio­nen und Ange­bo­te zu verfügbaren Immo­bi­li­en zu erhal­ten. Ent­schei­dend ist es, die Kun­den­be­zie­hung mög­lichst früh auf­zu­bau­en – mög­lichst bereits als Mie­ter einer Immo­bi­lie. Dadurch kann die Kun­den­be­zie­hung und die Kun­den­bin­dung im Öko­sys­tem lang­fris­tig ent­wi­ckelt wer­den. Für Neu­bau­ten, Reno­va­tio­nen und Sanie­run­gen usw. sind Archi­tek­ten und Pla­ner sowie Gewer­be­be­trie­be aus den Berei­chen Sani­tär, Hei­zung, Elek­tro, Bäder, Fens­ter, Dach, Pho­to­vol­ta­ik, Küchenbau, Zim­me­rei, Schrei­ner usw. rele­van­te Anbie­ter bzw. Pro­du­zen­ten im Öko­sys­tem. Das Öko­sys­tem wird dadurch viel­fäl­tig, aber auch kom­plex. Es gilt unter­schied­li­che Vor­ge­hens­wei­sen und Qualitätsansprüche zu koor­di­nie­ren, dies bei der Klä­rung des Kun­den­be­darfs, bei der Pla­nung, der Leis­tungs­er­brin­gung oder der Abrechnung.

Geschäfts­mo­dell und Nutzenversprechen

Für die Zusam­men­ar­beit im Öko­sys­tem steht das Nut­zen­ver­spre­chen im Zen­trum: «Ihre Lösun­gen für ‹Woh­nen mit Ser­vice› – alles aus einer Hand für mie­ten, bau­en, woh­nen, ver­si­chern und gestal­ten.» Die­ses facet­ten­rei­che Öko­sys­tem ermög­licht den Nut­zern das Fin­den einer Woh­nung oder eines Hau­ses – bei Bedarf kom­bi­niert mit Bera­tungs- und Dienst­leis­tungs­an­ge­bo­ten. Damit für die Kun­den durch das Öko­sys­tem ein Mehr­wert ent­steht, ist die Nut­zung von Daten zu regeln. Einer­seits müs­sen die Kun­den die­se auto­ri­sie­ren, ande­rer­seits müs­sen die Daten im Öko­sys­tem über Schnitt­stel­len und defi­nier­te For­ma­te bereit­ge­stellt wer­den. So kann der Kun­de im Öko­sys­tem bei­spiels­wei­se ein umfang­rei­ches Benut­zer­pro­fil bewirt­schaf­ten. Bei der Nut­zung einer Dienst­leis­tung (z. B. Bewer­bung für eine Miet­woh­nung) wer­den die­se Daten mit einem Klick an den Ver­mie­ter wei­ter­ge­ge­ben. In einem wei­te­ren Anwen­dungs­fall wie einer Haus­rat­ver­si­che­rung erfolgt die Daten­frei­ga­be auch bedarfs­ori­en­tiert. Der Zugriff auf die Daten wird im Öko­sys­tem nach­voll­zieh­bar abgewickelt.

Inte­gra­ti­ons-Platt­form des Orchestrators

Mit der Inte­gra­ti­ons-Archi­tek­tur wer­den die Daten und Infor­ma­tio­nen zwi­schen den Part­nern aus­ge­tauscht. Dazu sind Aus­tausch und Auto­ri­sie­rungs-Stan­dards not­wen­dig, die­se sind im Öko­sys­tem zu defi­nie­ren und den Teil­neh­mern zur Verfügung zu stel­len. Ein wich­ti­ger Aspekt ist auch die Trans­port­si­cher­heit von Daten, so dass Daten von einem Part­ner zu einem ande­ren nicht ver­än­dert wer­den kön­nen. Im Öko­sys­tem ist dazu auch der Nach­voll­zieh­bar­keit für den Daten­aus­tausch ent­spre­chen­de Wich­tig­keit bei­zu­mes­sen. Die Trans­ak­tio­nen (z. B. Infor­ma­ti­ons­an­fra­gen, Auf­trä­ge, Buchun­gen, Stor­nie­run­gen) müssen übergreifend nach­voll­zieh­bar sein. Die­se Inte­gra­ti­ons-Platt­form (sie­he Abbil­dung 2) wird vom Orchestra­tor bereit­ge­stellt, betrie­ben und weiterentwickelt.

Integrationsplattform eines Ökosystems als zentrale Drehscheibe

Abbil­dung 2: Inte­gra­ti­ons­platt­form eines Öko­sys­tems als zen­tra­le Dreh­schei­be von Daten und Infor­ma­tio­nen, um aus ein­zel­nen Pro­duk­ten kom­bi­nier­te Lösun­gen anzubieten.

Ver­trau­en erfor­dert Daten­si­cher­heit und Datenschutz

Die Sicher­stel­lung einer hohen Daten­si­cher­heit und die Ein­hal­tung des Daten­schut­zes sind zen­tra­le Vor­aus­set­zun­gen für die Akzep­tanz und das Ver­trau­en in Öko­sys­te­me. Um die­ses Ver­trau­en auf­zu­bau­en und zu sichern, gilt es ver­schie­de­ne Aspek­te (sie­he Abbil­dung 3) in die Kon­zep­ti­on ein­zu­be­zie­hen und zu regeln.

Rahmenwerk zur Datenbearbeitung

Abbil­dung 3: Das Rah­men­werk zur Daten­be­ar­bei­tung im Öko­sys­tem ist pri­mär durch den Plattformeigentümer und den Orchestra­tor zu defi­nie­ren – die Part­ner müssen die Regeln einhalten.

  • Gover­nan­ce-Rege­lung mit Pro­zes­sen, Ver­ant­wort­lich­kei­ten und Kontrolltätigkeiten
  • Men­schen als Ent­schei­dungs­trä­ger, Ver­ant­wort­li­che und Datenbearbeiter
  • Orga­ni­sa­ti­on zu Daten­si­cher­heit und zum Daten­schutz, um die Ein­hal­tung der Vor­ga­ben zu kontrollieren
  • Anwen­dungs­fäl­le und Pro­zes­se mit Daten­be­ar­bei­tun­gen und Appli­ka­tio­nen und Schnittstellen
  • Daten- und Daten­ka­te­go­rien in den Anwendungsfällen
  • Tech­no­lo­gie und Infra­struk­tur für die Ana­ly­se, für Daten­si­cher­heit und Datenschutz

Damit in einem sol­chen Rah­men­werk der not­wen­di­ge Pra­xis­be­zug vor­han­den ist, soll­ten die rele­van­ten Anwen­dungs­fäl­le im Öko­sys­tem mit Pro­zes­sen End-to-End beschrie­ben wer­den. So kann bei­spiels­wei­se für die Eröff­nung eines neu­en Benut­zer­kon­tos und der Bestel­lung einer Publi­ka­ti­on auf­grund per­so­na­li­sier­ter Anga­ben die durch­gän­gi­ge Nut­zung von Daten von der Iden­ti­fi­ka­ti­on, über die Auf­trags­ab­wick­lung bis zur Abrech­nung defi­niert wer­den. Ent­lang von sol­chen Anwen­dungs­fäl­len wer­den die Pro­zes­se und die Datenflüsse trans­pa­rent, die Sen­si­bi­li­tät der Daten ist dabei dif­fe­ren­ziert zu prüfen (sie­he Abbil­dung 4).

Im Öko­sys­tem ist damit eine hohe Trans­pa­renz gebo­ten und gegenüber den Kun­den kön­nen ent­spre­chen­de Auskünfte sicher­ge­stellt werden.

Anwendungen Datenverwendung im Ökosystem

Abbil­dung 4: Dif­fe­ren­zier­te Sen­si­bi­li­tät von Daten in unter­schied­li­chen Anwen­dungs­fäl­len, in Anleh­nung an «Umgang mit Daten im Geschäfts­all­tag», Schwei­ze­ri­schen Ban­kier­ver­ei­ni­gung (SBVg).

Lang­zeit­per­spek­ti­ve

Aus unse­rer Erfah­rung ist der Auf­bau eines Öko­sys­tem nicht mit einem «Sprint» ver­gleich­bar, son­dern eher mit einem Mara­thon. Der Auf­bau der Platt­form, die Steue­rung über eine trag­fä­hi­ge Gover­nan­ce, die Akkre­di­tie­rung und Inte­gra­ti­on von Part­nern für ein attrak­ti­ves Ange­bot und die Gewin­nung von Kun­den sind kei­ne schnel­len Unter­fan­gen. Die erfor­der­li­chen Ver­än­de­run­gen für die Mit­ar­bei­ten­den, um ihre Bera­tungs­kom­pe­tenz wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, sind eben­falls zu beach­ten. Damit ein Öko­sys­tem für die betei­lig­ten Unter­neh­men und die Kun­den attrak­tiv bleibt, braucht es unter­neh­me­ri­sches Flair und Ausdauer.

Zusam­men­fas­sung

Die Eta­blie­rung eines Öko­sys­tems erfor­dert die stra­te­gi­sche Ver­an­ke­rung bei den Part­nern sowie eine pro­fes­sio­nel­le Zusam­men­ar­beit. Mit geteil­ter Res­sour­cen­nut­zung und kom­bi­nier­ter Wert­schöp­fung gelingt es, Mehr­wert im Sin­ne von 1 + 1 = 3 zu schaf­fen. Der Plattformeigentümer, der Tech­no­lo­gie­an­bie­ter und der Orchestra­tor übernehmen dafür ent­spre­chen­de Ver­ant­wor­tung. Im Kern geht es um die Erfüllung des Nut­zen­ver­spre­chens und die Mone­ta­ri­sie­rung. Sie machen ein Öko­sys­tem überlebensfähig. Wich­tig sind auch die Daten­si­cher­heit und der Daten­schutz, um das Ver­trau­en der Kun­den zu hal­ten. Der Auf­bau und Betrieb eines Öko­sys­tems erfor­dert unter­neh­me­ri­sches Geschick, Aus­dau­er und Anpassungsfähigkeit.

Portrait von Roger Zünd
Portrait von Stefan Lenz

Die Pro­jekt­ar­beit zur Ent­wick­lung und Posi­tio­nie­rung von Öko­sys­te­men oder regio­na­len Netz­wer­ken zeigt uns immer wie­der, dass die Ver­net­zung von kom­ple­men­tä­ren Dienst­leis­tun­gen ein zen­tra­ler Erfolgs­fak­tor ist, um beim Kun­den täg­lich rele­vant zu sein. Der moder­ne, gut infor­mier­te Kun­de sucht in der schnell­le­bi­gen Welt «Con­ve­ni­ence» und kauft dort, wo er die­se in einem ver­trau­ten Umfeld fin­det. Die Aus­rich­tung auf den Kun­den­nut­zen bzw. die Wert­schöp­fung stellt bei der Kon­zep­ti­on von geschäft­li­chen Öko­sys­te­men einen Kern­punkt dar. Wir sind überzeugt, dass Öko­sys­te­me eine zuneh­mend wich­ti­ge Rol­le spie­len wer­den und sie sich in den Kun­den­er­war­tun­gen ver­an­kern wer­den. Die Offen­heit des Netz­werks und die Inte­gra­ti­on star­ker Part­ner sind dabei eine Not­wen­dig­keit, um die Ansprüche auch in Zukunft erfüllen zu kön­nen. Als Ver­än­de­rungs­ma­cher beglei­ten wir unse­re Kun­den ger­ne auf die­sem Weg und ent­wi­ckeln Ergeb­nis­se gemein­sam. Dabei neh­men wir die Men­schen immer mit auf die Reise.

Roger Zünd, Ste­fan Lenz